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Alles zum Betrieb

Für die Sensibilisierung der Landwirtinnen und Landwirte spielen die Aus- und Weiterbildung sowie wie die landwirtschaftliche Beratung eine entscheidende Rolle. Um das Thema Gewässerschutz stärker in den Fokus zu rücken, müssen Lehr- und Beratungskräfte wirksam mit Schulungs- und Unterrichtsmaterialien unterstützt werden.

Gemeinsam haben die AGRIDEA, die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften und das INFORAMA Bern diese Bedürfnisse aufgegriffen und im Herbst 2023 den Demonstrationsbetrieb «Pflanzenschutzmittel und Gewässerschutz» eröffnet. Damit schaffen sie ein zentral gelegenes Schulungsangebot für die Aus- und Weiterbildung sowie die Beratung in der Schweiz, um die gute fachlichen Praxis für den nachhaltigen Umgang mit PSM zum Schutz der Gewässer zu fördern.

Praxisnahe Schulungen und Ausstellungen

Auf dem Demonstrationsbetrieb werden regelmässig Kurse und Vor-Ort-Veranstaltungen durchgeführt, bei denen praxisorientierte Informationen und Entscheidungshilfen zu den neuesten Erkenntnissen, Verfahren, Gerätschaften sowie Richtlinien und Verordnungen im Bereich Pflanzenschutzmittel und Gewässerschutz vermittelt und veranschaulicht werden. Darüber hinaus wurden Demonstrationsinstrumente installiert, um diese vor Ort den Interessierten vorzustellen. Ein zentraler Schwerpunkt der Demonstrationsgeräte ist die erste schweizweite Ausstellung von gegenwärtigen Behandlungssystemen von Pflanzenschutzmittel-haltigen Abwässern. Diese Systeme stellen eine entscheidende Lösung zur Reduzierung von direkten Einträgen von PSM in Oberflächengewässer auf dem Betrieb dar.

Flexibles Bildungsangebot

Neben den regelmässigen Kursangeboten besteht auch die Möglichkeit, dass externe Akteure und Institutionen das Unterrichtsmaterial zu den einzelnen Themenmodulen gezielt buchen, um eigenständige Vor-Ort-Veranstaltungen durchzuführen. Dies kann beispielsweise im Rahmen der Ausbildung angehender Landwirtinnen und Landwirte, der Schulung von Quereinsteigenden zur Erlangung der Fachbewilligung Pflanzenschutz, der Weiterbildung von Personen aus der Praxis und Beratung oder im Rahmen von Workshops für Arbeitskreise oder anderen Anlässe erfolgen. Der Demonstrationsbetrieb bietet somit vielfältige Einsatzbereiche, von der Aus- und Weiterbildung über landwirtschaftliche Beratung bis hin zu Fachtagungen einzelner Branchen oder Arbeitskreisen von Landwirtinnen und Landwirten.

Infrastruktur

Die Räumlichkeiten des Demonstrationsbetriebs mit seinen Gerätschaften und der Ausstellung der Behandlungssysteme für pflanzenschutzmittelhaltige Abwasser befinden sich auf dem Gelände des INFORAMA Rütti. Zudem gibt es dort einen Vorführraum sowie einen befahrbaren Stallbereich, in denen die Gerätedemonstrationen erfolgen können. Bei Bedarf (und rechtzeitiger Anmeldung) können für Kurs- bzw. Demonstrationszwecke auf dem angrenzenden Rütti-Hof das Pflanzenschutzmittellager sowie der Befüll- und Waschplatz besichtigt und eine Feldspritze (Modell Lemken Sirius 10/1300) zur Verfügung gestellt werden.

Die moderne und vielseitige Infrastruktur des INFORAMA Rütti mit Sitzungszimmern, Seminarräumen und dem Restaurant «Alte Mühle» eignet sich hervorragend für die Durchführung der von AGRIDEA, HAFL und INFORAMA angebotenen Kurse ebenso wie für extern eingemietete Veranstalter, die den Demonstrationsbetrieb für eigenständig organisierte Aus- und Weiterbildungsmassnahmen oder Tagungen nutzen möchten. Eine Übersicht über das zur Verfügung stehende Raumangebot und die Gastronomie finden Sie hier im unteren Abschnitt der Webseite des INFORAMA.

So erreichen Sie den Demonstrationsbetrieb

Öffentlicher Verkehr: Im Viertelstundentakt mit der RBS ab dem Bahnhof Bern nach Worblaufen, nach Unterzollikofen oder nach Oberzollikofen. Ab Station Unterzollikofen und Oberzollikofen sind Sie in 10–15 Minuten, ab Station Worblaufen in 20–25 Minuten zu Fuss beim INFORAMA Rütti und dem Demonstrationsbetrieb.

Per Auto: In 5 Minuten ab Autobahnausfahrten Schönbühl, Wankdorf oder Neufeld. Parkplätze sind nur beschränkt verfügbar und kostenpflichtig. Wir empfehlen eine Anreise mit dem Öffentlichen Verkehr.

Kontakt

Sie haben Interesse, die Geräte des Demonstrationsbetriebs für Ihre eigene Veranstaltung zu nutzen? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail info_demonstrationsbetrieb@agridea.ch und Sie erhalten umgehend Rückmeldung zu Ihrem Anliegen.

Hier geht’s zu den bestehenden Kursangeboten für die laufende Saison.

Lernmaterial

Das geschlossene Transfersystem «Easyconnect»

Die richtige Auswahl der Düsen ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Pflanzenschutzmaßnahme und kann unnötige Umweltbelastung (insbesondere durch Abdrift) vermeiden. Durch die Wahl der Düsenform, der Düsengröße und des Spritzdruckes wird die Ausbringmenge, das Tropfenspektrum und damit auch die Belagdichte des Pflanzenschutzmittels auf der Pflanze und auf dem Boden beeinflusst. Der AAMS-SALVARANI Düsenvorführtisch bietet Bildungseinrichtungen und der Beratung die Möglichkeit, den Spritzenbetreibern verschiedene Düsentypen und deren Eigenschaften bei unterschiedlichem Druck einfach zu demonstrieren.

Die AAMS Vorführspritze wurde speziell für den Unterricht und für Beratungszwecke entwickelt. Es handelt sich um eine komplette Spritze mit Pumpe, Druckregler, Haupthahn, Manometer, Rücklauf, Rührwerk, Klarwassertank und Innenreinigungsdüse im Haupttank. Das Gestänge hat elf Düsenkörper, die in drei Teilbreiten (bei jeweils 25 cm) unterteilt sind, so dass verschiedene Applikationsszenarien simuliert werden können. Der transparente Tank und die Röhren ermöglichen es dem Publikum, alle internen Flüssigkeitsströme zu verfolgen.

Erfolgt die Innen- und Aussenreinigung des Spritzgeräts nach dem Ausbringen auf der behandelten Fläche, benötigt ein Betrieb lediglich einen separaten Befüllplatz ohne Waschvorrichtung. Neben einer stationären Einrichtung sind auch mobile Lösungen in Form einer dichten Blache oder einer Auffangwanne mit angehobenem Rand möglich. Eine solche Lösung bietet sich insbesondere für das Befüllen von Geräten mit kleineren Tankvolumina in Form von Rückenspritzen oder bei Spritzgeräten für Kleinparzellen im Obst- und Weinbau an. Der Demonstrationsbetrieb bietet hier verschiedenes Vorführmaterial an, um mobile Befüll- und Waschplätze für grosse Spritzgeräte wie auch für Rückenspritzen aufzuzeigen.

Der fahrbare Mischer ECOMOB eignet sich durch sein Wirbelsystem besonders zum Auflösen und Mischen von Chemikalien, zum Umfüllen von Flüssigkeiten oder zum Waschen von Behältern, Tanks oder Maschinen. Der Ecomob wird aufgrund seiner Mobilität und seines geringen Platzbedarfs als Lösung für eine konforme Befüllung von Geräten mit kleineren Tankvolumina in Form von Rückenspritzen oder bei Spritzgeräten für Kleinparzellen an den steileren Weinlagen im Weinbau betrachtet. Auf dem Demonstrations-Betrieb steht ein Vorführgerät für entsprechenden Aus- und Weiterbildungskurse zur Verfügung.

Bei easyconnect handelt es sich um ein geschlossenes Transfersystem (CTS bzw. Closed Transfer System), mit dem man Spritzen sicher und tropffrei mit Pflanzenschutzmitteln befüllen kann. An der Entwicklung beteiligen sich mittlerweile 13 Unternehmen, u.a. die Pflanzenschutzhersteller Adama, BASF, Bayer, Certis Belchim, Corteva, FMC, Nufarm, Syngenta und UPL. Das System wurde von Landwirten auf diversen Betrieben in Europa getestet und soll in den kommenden Jahren auf den Markt gebracht werden.

Eine der massgeblichen Massnahmen zur Reduktion der Einträge von Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässern auf dem Betrieb beim Befüllen und Reinigen von Spritzgeräten zielt auf die Förderung umweltschonender Behandlungssysteme für PSM-haltige Abwässer ab. Für eine konforme Entsorgung ist es wichtig, nebst den anfallenden Kosten vor allem die notwendigen Behandlungskapazitäten und die Platzverhältnisse auf dem Betrieb zu berücksichtigen. Der Demonstrationsbetrieb bietet die erste schweizweite Ausstellung der in der Schweiz am gebräuchlichsten Systeme:

  • Aktivekohlefiltersystem (Creabeton)
  • Biobac (CCD SA)
  • Biobed (Eigenbau, Imitation)
  • Biofilter (Eigenbau)
  • Ecobang (Vento-Sol)
  • Evapophyt (Resolution)
  • Osmofilm (CCD SA)
  • Phytobac (U.Wyss AG / Beutec)
  • Phytobarre (Adequabio)
  • RemDry (Syngenta)
  • Vertical Green Biobed (Ecavert)

Beim professionellen Pflanzenschutz wird zum Sprühen schwer zugänglicher Stellen sowie von kleinerer Flächen oder in der Einzelstock-Bekämpfung häufig eine Rückenspritze eingesetzt. Die ausgebrachten Pestizidmengen halten sich durch diese lokal begrenzten Behandlungen zwar in Grenzen, dennoch besteht die Gefahr eines möglichen Eintrags von Pestiziden in die Gewässer und ins Grundwasser. Entsprechend werden sowohl an die Geräte wie auch an dessen Anwender hohe Anforderungen einer nachhaltigen Nutzung gestellt, über die in Kursangeboten des Demonstrationsbetriebs praxisnah informiert werden kann.

Pflanzenschutzmittel müssen zum Mischen vorbereitet und mit Wasser in die Spritze gefüllt werden (in der richtigen Reihenfolge und Menge), ohne dabei Produkte zu verschütten oder zu verspritzen. Der Befüllvorgang stellt ein Hauptrisiko für Verunreinigungen von Oberflächengewässern mit Pflanzenschutzmitteln dar und muss mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden. Dieses Risiko kann durch den Einsatz verschiedener Gerätschaften beim Befüllvorgang deutlich reduziert werden. Derartige Hilfsmittel können auf dem Demonstrationsbetrieb vorgestellt und erläutert werden.

Die Kenntnis der Parameter Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit ermöglichen die Bestimmung der für eine erfolgreiche Pflanzenschutzmassnahme geeigneten Parameter für Düsenauswahl, Wasseraufwandmeng und Fahrgeschwindigkeit. Der Lechler Windmesser POCKETWIND IV zeigt auf, wie der Landwirt schnell und unkompliziert die Situation auf dem Feld prüfen kann.

Landwirtinnen und Landwirte tragen Sorge zu ihren Kulturen, ihren Böden und der Umwelt. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln wird der Schutz der eigenen Gesundheit jedoch häufig noch immer sehr oft vernachlässigt. Für die Sensibilisierung und Wissensvermittlung können Schulen und Beratungsdienste auf dem Demonstrationsbetrieb eine Toolbox mit Anschauungs- und Demomaterialien sowie zahlreichen Übungen in Deutsch und Französisch nutzen. Besagt Toolbox wurde im Rahmen des sogenannten «Toolkit Anwenderschutz» gemeinsam von der AGRIDEA, der BUL und dem SECO zusammengestellt.